Viele Menschen, die mit dem 3D-Druck beginnen, beschränken sich oft darauf, Modelle zu drucken, die von PrusaPrinters und anderen Seiten wie Thingiverse oder MyMiniFactory heruntergeladen wurden. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, aber die Möglichkeiten des 3D-Drucks sind weitaus umfangreicher als das. Wenn Sie erst einmal in die Geheimnisse der Erstellung Ihrer eigenen Modelle eingeweiht sind, werden Sie eine ganz neue Welt entdecken.

Bevor Sie sich mit fortgeschrittenen 3D-Modellierungsprogrammen beschäftigen (wir empfehlen z. B. Fusion 360, Blender, SketchUp oder Rhinoceros), können Sie auch auf einfachere Art und Weise Ihre eigenen Modelle erstellen. Wie wäre es, einen Anhänger mit dem Logo Ihrer Lieblingssportmannschaft zu drucken, ein von Ihrem Kind gezeichnetes Bild zu drucken oder Ihr Familienfoto in ein Lithophan zu verwandeln? Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Aufgaben zu erfüllen, und ich werde Ihnen zwei grundlegende zeigen. Beide verwenden Anwendungen, die kostenlos zu verwenden sind.

3D-Modell aus einem 2D-Bild

Nicht jedes Bild ergibt einen schönen 3D-Druck, aber wenn Sie gut auswählen, können Sie angenehm überrascht werden. Im Allgemeinen gilt: Je weniger komplex ein Bild ist, desto besser ist das resultierende Modell. Es ist wichtig, dass das Ausgangsbild klar getrennte Farben hat, und dass der Übergang zwischen ihnen klar definiert und nicht fließend ist. Wenn das Bild winzige Details enthält, können Sie die Druckqualität verbessern, indem Sie eine kleinere Düse mit 0,25 mm Durchmesser verwenden. Alles über Düsen mit einem anderen Durchmesser können Sie in unserem vorherigen Artikel nachlesen. Hier sind zwei Beispiele von Bildern, die wir für den 3D-Druck konvertiert haben.

Zuerst scannen wir das Bild. Ich denke, es ist nicht nötig zu erwähnen, dass höhere DPI besser sind. Das beste Ergebnis erzielen Sie, wenn Sie das gescannte Bild in einem beliebigen Grafikeditor „säubern“ – konzentrieren Sie sich darauf, die Hintergründe zu bereinigen und klare Farbübergänge zu erzielen. Und dann öffnen Sie einfach das Selva-Tool im Browser.

  1. Klicken Sie im Programmfenster auf Upload image und laden Sie das Bild hoch, mit dem Sie arbeiten möchten.
  2. Das Bild wurde hochgeladen, und Sie können es mit den beiden Schiebereglern Threshold (Breite der Bearbeitungsebene) und Height (Höhe) verändern. Passen Sie diese Werte an, um das gewünschte Aussehen zu erzielen.
  3. Speichern Sie dann das Bild, damit es weiter bearbeitet werden kann, mit dem Download a Standard Quality STL for free Button. Natürlich können Sie auch die kostenpflichtige Version nutzen und eine Datei in „Hoher Qualität“ für 2,5$ herunterladen. Die kostenpflichtige Version erlaubt es Ihnen, die Datei mit einer höheren Auflösung zu exportieren – dies kann nützlich sein, wenn Ihr Bild feine Linien hat. Für die überwiegende Mehrheit der Objekte wird jedoch die Standardqualität ausreichen.

Wir öffnen die gespeicherte Datei in der Tinkercad Online App. Auch hier müssen Sie sich kostenlos anmelden, um die Objekte zu bearbeiten.

  1. Nach der Anmeldung in Tinkercad können wir mit dem Hochladen einer Datei beginnen, indem wir ein neues Projekt erstellen, indem wir den “Create new design” (Neuen Entwurf erstellen)
  2. Dann wählen wir auf dem Desktop über die Schaltfläche „Import“ die zu bearbeitende Datei aus und bestätigen die Auswahl mit “Choose file” (Datei auswählen).
  3. Nachdem wir die ausgewählte Datei haben, überprüfen wir ihre Größe. Die Größe kann weiter angepasst werden, indem Sie die Zahl im Feld “Scale” (Maßstab) ändern. Wir werden den Maßstab für unser Logo auf 500 ändern.
  4. Sobald Sie ein Objekt importiert haben, können Sie es sofort als .stl-Datei exportieren und dann ausdrucken oder die verschiedenen Tinkercad-Funktionen nutzen, um die Datei nach Ihren Wünschen zu verändern. Wir haben zum Beispiel ein Pad unter dem Objekt und eine Schleife hinzugefügt, um einen Schlüsselanhänger zu erstellen.
  5. Um einen Schlüsselanhänger aus einem Logo zu erstellen, fügen Sie Objekte aus dem rechten Seitenmenü, insbesondere das Quadrat und den Reifen, zum Arbeitsbereich hinzu. Diese Objekte lassen sich durch weiße Markierungen an den Rändern bearbeiten. Wir haben das Quadrat über den Logobereich gestreckt und verkleinert, um das Logo sichtbar zu machen. Dann haben wir das Schlüsselband erstellt, indem wir einen größenveränderten Reif auf den Anhänger verschoben haben, so dass nur die Hälfte des Objekts sichtbar ist.
  6. Dann haben wir die modifizierte Datei über die Schaltfläche „Export“ in das zum Slicen vorbereitete .stl-Format konvertiert.

Das Modell ist fast bereit für den 3D-Druck. Wir öffnen diese Datei in PrusaSlicer und passen dann nur noch die Größe an (oder fügen einen Rand und eine Stütze hinzu, falls erforderlich). Sie können auch versuchen, Colorprint zu verwenden, um ein mehrfarbiges Objekt vorzubereiten. Dann können Sie das Modell schließlich drucken.

Fotos und Lithophan

Eine weitere Möglichkeit, 2D-Bilder in 3D-Druck umzuwandeln, ist Lithophan, manchmal auch 3D-Fotodruck genannt. Lithophan (aus dem Französischen: lithophanie) ist ein geätztes oder geformtes Kunstwerk, das aus einem sehr dünnen, durchsichtigen Porzellan besteht. Das eigentliche Bild ist nur dann deutlich zu sehen, wenn es von einem Gegenlicht beleuchtet wird. Lithophane stellen ein dreidimensionales Bild dar – ganz anders als zweidimensionale Stiche und Daguerreotypien, die „flach“ sind. Bilder verändern ihre Eigenschaften je nach der dahinter liegenden Lichtquelle.

Was müssen Sie tun? Schnappen Sie sich einfach ein Foto oder ein anderes Bild! Kenntnisse in 3D-Software sind überhaupt nicht erforderlich. Das Erstellen einer STL-Datei kann mit einer Online-App erfolgen, die unter http://3dp.rocks/lithophane/ verfügbar ist.

  1. Klicken Sie in der oberen Leiste auf „Images“ (Bilder) und ziehen Sie das ausgewählte Foto in das Fenster. Wir empfehlen, Fotos mit einer geringeren Auflösung hochzuladen – zum Beispiel 500×500. Diese Auflösung reicht aus, um ein gut aussehendes Modell zu erstellen und die Berechnung dauert viel weniger lang.
  2. Nach dem Hochladen eines Bildes sollte automatisch ein 3D-Modell generiert werden. Die letzte Schaltfläche in der oberen Leiste ist „Settings“ (Einstellungen), wo Sie die Einstellungen für die Modellerzeugung ändern können. Um die Grundlagen zu erklären: Unter „Settings / Image settings“ (Einstellungen / Bildeinstellungen) befindet sich die Quellbildbearbeitung. Der erste Schieberegler ist auch der wichtigste – Positive Image / Negative Image (Positivbild / Negativbild). Die Generierung eines 3D-Modells basiert auf dem Prinzip, dass jedem Punkt/Pixel eine Höhenkoordinate entsprechend dem Schwarzanteil zugeordnet wird (Schwarz = 0, Weiß = 1). Damit das resultierende 3D-Foto der Originalvorlage entspricht, müssen wir das Bild in ein Negativ umwandeln – das können Sie mit dem ersten Schieberegler tun.
  3. Wir empfehlen außerdem, „THINNEST LAYER (MM)“ (dünnste Schicht) in „Settings / Model settings“ auf 0,4 zu setzen. Lassen Sie die anderen Einstellungen unangetastet.
  4. Sobald wir das Modell fertig haben, laden Sie es über die Schaltfläche „Download“ herunter.
  5. Dann öffnen Sie die Datei im PrusaSlicer. Nach dem Öffnen der Datei empfehlen wir, die Schichthöhe auf 0,10mm umzustellen. Aus unserer Erfahrung ist es besser, das Objekt flach auf dem Druckbett zu drucken, um jede Art von Wackeln zu vermeiden, das auftreten könnte, wenn Sie das Objekt senkrecht drucken. Sie können auch eine 0,05mm-Einstellung mit einer 0,25mm-Düse verwenden, um die bestmögliche Druckqualität zu erreichen.
  6. Gehen Sie dann zu „Druckeinstellungen“ und stellen Sie die “ Schichten und Umfänge“ wie folgt ein: Konturen: 1;Massive Schichten Decke: 1; Boden: 1
  7. Im nächsten Schritt gehen wir zu „Infill“, wo wir den Wert auf 95% Gradlinig setzen.
  8. Es ist wichtig, das Objekt in PrusaSlicer nicht in der Größe zu verändern, denn das würde die Höhe auf der Z-Achse vergrößern und der Lichtfluss durch das Bild würde nicht mehr funktionieren. Sie können nur die Y- und X-Achse verändern.

Dies ist unser bewährter Aufbau. Für die besten Druckergebnisse empfehlen wir, eine helle Materialfarbe zu wählen, idealerweise weiß, cremefarben, aber auch silber oder sogar lila. Die Qualität des gedruckten Objekts hängt jedoch immer vom Filamenthersteller ab, da nicht jedes Filament lichtdurchlässig ist und nicht jedes Filament Ihnen das perfekte Lithophan-Ergebnis liefert, aber experimentieren Sie ruhig… 🙂

 

Wenn Sie bereits Erfahrung mit dem Lithophan-Druck haben, können Sie ihn noch weiter verbessern, indem Sie ihn einfärben. Fügen Sie einfach Farben (z.B. mit handelsüblichen Markern) auf der Rückseite hinzu und das Bild erstrahlt in schönen neuen Farben. Wir arbeiten an einem separaten Artikel zu diesem Thema, also bleiben Sie dran. 🙂